neu in Deutschland | Nr. 18

A ls wir den Titel zur vorliegenden Ausga- be ausgewählt haben, hatten wir damit etwas anderes im Sinn, als die aktuellen De- batten vermuten lassen; denn es war eine Zeit vor Hanau. Eine Zeit vor Co- rona. Vor der Corona-Krise war es uns ein Anliegen zu sa- gen: Liebe Leserinnen und Leser deutscher Herkunft, bitte reichen Sie unsere Zeitung nicht sofort an geflüchtete Menschen und an Flüchtlingscafés weiter, sondern lesen Sie bitte selbst darin! Immer wieder erhalten wir Post von Menschen, die sich darüber freuen, unsere Zeitung gefunden zu haben – um diese an syrische Nachbarn weiterzureichen. Aber die Themen Flucht und Integration gehören in die Mitte der Gesellschaft. Sie gehen uns alle an. Natürlich freuen wir uns, wenn unsere Zei- tung in Deutschkursen eingesetzt wird, zum Deutschlernen; es tut bestimmt gut, eigene Lebenserfahrungen in dem einen oder anderen Text wiederzufinden. Ein we- sentliches Ziel unserer Zeitung liegt jedoch im Austausch von Erfahrungen, im Perspek- tivwechsel, in der Begegnung mit anderen schien eher eine Spaltung der Gesellschaft zu drohen. In den Medien war die Rede davon, dass Rassismus und sogar Hass mitten in unserer Gesellschaft wohnen. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte die Menschen in unserem Land: „Rassismus ist ein Gift, Hass ist ein Gift.“ Während der Corona-Krise wurden diese Debatten ausgesetzt. Vielleicht, weil die Solidarität der Menschen am Ende wichti- ger und richtiger ist als Anfeindungen. Der Bochumer Dichter Issam Alnajm, der in Sy- rien ausgewachsen ist und in Deutschland derzeit eine Ausbildung zum Altenpfleger macht, ermutigt dazu, aus der Krise auch Hoffnung zu schöpfen: „Meine große Hoff- nung ist, dass wir als Menschen von dieser Pandemie auch etwas lernen, dass wir von unseren Erfahrungen etwas mit in die Zu- kunft nehmen. Dass wir solidarischer mitei- nander sein werden, stärker zusammenhal- ten und füreinander da sind. Denn darauf kommt es doch an. Oder?“ In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine angenehme Lektüre unserer Zeitung, deren Inhalte in den vergangenen Monaten ent- standen sind, also unter sehr unterschiedli- chen gesellschaftlichen Bedingungen. Herzlich Dorte Huneke-Nollmann & das nid-Team Lebenswelten. So könnten Sie eine Aus- gabe der nid-Zeitung beispielsweise auch an Personen weitergeben, die mit Sorge und Ressentiments darauf blicken, dass Menschen neu nach Deutschland kom- men und Teil unserer Gesellschaft wer- den. Zu diesen Neuen gehört auch Khaled Al Rifai (26), der im letzten Jahr seine Ausbildung als Kran- kenpfleger abschlos- sen hat und nicht erst seit der Coro- na-Krise Wichtiges zum Gesundheits- system unserer Gesellschaft beiträgt. „Ich bin froh, dass ich im Krankenhaus arbeite und helfen kann“, schreibt er. Andere aus dem nid-Team haben gleich zu Beginn der Corona-Krise gesagt: Wir sind jung, gesund, wir haben Zeit: Wie können wir helfen? Über verschiedene Netzwerke haben Mitglieder des nid-Teams für ältere und kränkere Men- schen zum Beispiel Einkäufe erledigt. Deutschland erlebt wieder eine große Welle der Solidarität. Kurz vor der Corona-Krise, im Februar, nach den rassistischen Gewalttaten von Hanau, Liebe Leserin, lieber Leser, 3 Texte nun stattdessen auf Video auf und experimentiert mit online-Lesun- gen. Die Lesungen werden auf unserer eigenen und weiteren Internetseiten veröffentlicht. chentlichen Team-Treffen finden per Video statt. Für eine Publikation der Ev. Kirche („Unsere Kirche“) im Ruhr- gebiet berichtete das nid-Team über eigene Erfahrungen während des Ra- madans in der Corona-Krise. Video-Formate Wegen Corona fallen viele Lesungen aus. Das nid-Team zeichnet eigene nid & Corona In der Corona-Krise beteiligt das nid- Team sich an einer nachbarschaft- lichen Hilfsinitiative - und die wö- Krankenpfleger Khaled Al Rifai, Foto: Funke Mediengruppe

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