Neu in Deutschland - Nr. 10

Die deutsche Erinnerung an den Krieg Als Zeitungsteam besuchen wir seit über zwei Jahren verschiedene Orte deutscher Geschichte und führten viele offene Gespräche. Aber darüber schreiben... – nein, lieber nicht. Wir wissen, dass die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg eine große Rolle in der deutschen Gesellschaft spielt. Bestimmte deutsche Begriffe sind seit dieser Zeit tabu. Natürlich denken wir, wenn wir mit Deutschen über den Zweiten Weltkrieg sprechen, immer wieder an unsere Heimat. Viele Bilder und Erzählungen machen uns unendlich traurig. Aber darf man das vergleichen? Die Geschichte des Wiederaufbaus hingegen macht uns Mut. Was sollen wir vergessen, an was wollen wir uns erinnern, wenn wir eines Tages wieder in Frieden zusammen leben wollen? de, öffentlich zu sagen, was er gemacht hat. Vielleicht schämt er sich. (Hoffentlich!) Er kann für die zukünftige Generation ein Zeichen für die Menschlichkeit setzen. Ich kenne kein Land, dessen Bevölkerung ganz frei von Gewalt und Unrecht ist. Ich denke: Darüber müssen wir sprechen. Unsere Gesellschaften werden aber nicht durch Strafen friedlicher. Nur die Mensch- lichkeit kann eine Gesellschaft stärken. Wenn wir unser Land (Syrien) wieder auf- bauen und eine Gemeinschaft bilden wol- len, müssen wir darüber hinwegkommen, was wir uns gegenseitig angetan haben. Es gibt so viele unterschiedliche Bündnisse. Wer ist unser Freund, wer ist unser Feind? Wir wissen es nicht. Wir müssen gegen die Idee des Nationalismus und radikale religiöse Ideen kämpfen – nicht gegen die Menschen. Menschen können sich verän- dern. Eine Gesellschaft kann sich Schritt für Schritt verändern. Viele ältere Menschen hängen nationalen, konservativen Ideen nach. Diese Gedan- ken können wir nicht verbieten. Ich erlebe aber die jungen Menschen viel offener. Aus einem Gespräch mit Issam Al-Najm Wir dürfen nicht vergessen, unseren Kin- dern immer wieder von der Vergangenheit zu erzählen, von den Kriegen und anderen schlimmen Fehlern. Aber wir leben in der Gegenwart und wir brauchen eine Zukunft. Ich würde mir wünschen, dass an unseren Schulen „Moral“ als Schulfach unterrich- tet wird. So können wir unsere Kinder in Menschlichkeit aufwachsen lassen. In einer deutschen Zeitung wird im Dezem- ber 2017 darüber diskutiert, ob ein deut- scher Kriegsverbrecher (hunderttausendfa- cher Mörder) mit 96 Jahren ins Gefängnis gehen sollte. Ich denke: nein. Wen bestrafen wir mit so einer Haft? Vor allem seine Familie wird da- runter leiden! Ihnen wird diese alte Schuld aufgeladen! Besser wäre es in meinen Au- gen, wenn der alte Mann aufgefordert wür- Ohne eine Erinnerung an die Geschichte können wir keine Zukunft entwickeln. Mahmoud Aldalati Eines Tages wird der Krieg enden Und die Augen der Kinder werden lächeln. Die Sonne scheint wieder Der Himmel regnet wieder Und die Kinder spielen auf der Straße. Die Tage des Krieges waren schlimm Die Augen weinten immer Und überall war Trauer. Ein Haus erinnert sich daran wie die Bomben fielen Und wie alles zerstört wurde. Eines Tages wird alles, was schlimm war, enden. Und wieder pflanzen wir Bäume bauen wir Häuser Und gemeinsam gehen wir das Leben weiter. Frauen und Männer Jung und Alt gehen gemeinsam weiter. Von Issam Al-Najm Eines Tages Wenn unser Lehrer über den Nationalsozi- alismus spricht, denkt er immer lange nach, bevor er etwas sagt. Er spricht vorsichtig und immer mit einem ernsten Gesicht. Mahmoud Aldalati 22

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